Am 26. Oktober steht auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) die Wahl der neuen Kirchenvorstände an. Wir haben dazu Dekanin Petra Hegmann aus dem Kirchenkreis Eder Fragen gestellt.
Die Kirchenvorstände gestalten für die nächsten sechs Jahre gemeinsam mit den Pfarrerinnen und Pfarrern und der Gemeinde die Arbeit vor Ort und repräsentieren nach außen das Gesicht der Kirche. Warum ist diese Arbeit so wichtig?
Hegmann: Wir sind eine demokratisch verfasste Kirche, die von ehrenamtlichem Engagement lebt. Ohne die Arbeit der Kirchenvorstände könnten wir das nicht leben. Pfarrerinnen und Pfarrer oder andere Hauptamtliche könnten diese Arbeit auch nicht allein leisten. Dazu kommt: In einer Zeit mit vielen Umbrüchen brauchen wir unterschiedliche Perspektiven, um gute Wege für die Zukunft zu finden. Viele Kirchenvorstandsmitglieder haben gute und kreative Ideen!
Im Vorfeld der Wahl wurden Kirchenmitglieder angesprochen, ob sie sich dieses wichtige Leitungsamt vorstellen können. Dabei wurde auch über die Herausforderungen gesprochen, die auf die Kirchengemeinden zukommen. Was steht in den nächsten sechs Jahren an und muss vor Ort entscheiden werden?
Hegmann: Herausforderungen gibt es im Moment mehr als genug: Weniger Kirchenmitglieder und in der Folge weniger Kirchensteuermittel erfordern neue Wege. Wir brauchen eine stärkere Zusammenarbeit in den Kooperationsräumen, um Arbeitsfelder wie Gottesdienst, Kirchenmusik oder die Jugendarbeit weiterführen zu können. Wir brauchen Schwerpunktsetzungen. Wir werden deutlich weniger Gebäude in den Kirchengemeinden haben und müssen überlegen, was mit den nicht mehr genutzten Gebäuden geschieht. Wir müssen uns auf weiter sinkende Einnahmen einstellen und unser Spendenwesen weiter ausbauen. Auch die Weiterentwicklung der Schutzkonzepte zur Verhinderung von sexualisierter Gewalt steht auf der Agenda.
Trotz der anstehenden Veränderungen hat die Kandidatensuche bis auf wenige Ausnahmen gut funktioniert – in fast allen Gemeinden des Kirchenkreises Eder kann eine Wahl stattfinden. Das hat sicherlich auch mit den Chancen und Möglichkeiten zu tun, die zukünftige Kirchenvorstände haben. Was kann die Menschen motivieren, vor Ort mitzuarbeiten?
Hegmann: Das Evangelium, also die Botschaft von Jesus Christus und der Menschenfreundlichkeit Gottes. Dafür sind wir Kirche und befassen uns mit den eben genannten Herausforderungen! Es ist immer wieder beglückend, wenn Menschen einen Raum für ihre Fragen und Anliegen finden. Es ist beglückend, wenn sie Halt und Gemeinschaft finden, oder wenn sich neue Wege auftun. Die Arbeit im Kirchenvorstand ist oft nüchterne Verwaltungsarbeit und manchmal ebenso zeitaufwändig wie mühsam. Trotzdem eröffnet sie Möglichkeiten in Kirchengemeinde und Kooperationsraum. Das ist etwas Erfüllendes.
Die Wahlbenachrichtigungen sind verschickt. Jetzt besteht besteht bis zum 19. Oktober für alle Kirchenmitglieder ab 14 Jahre die Möglichkeit, online zu wählen, eine Briefwahl zu beantragen oder am 26. Oktober direkt in der Gemeinde abzustimmen. Warum sollte man auf jeden Fall von seinem Wahlrecht Gebrauch machen?
Hegmann: Eine hohe Wahlbeteiligung ist Motivation und Rückhalt für die neuen Kirchenvorstände. Darin drückt sich eine Wertschätzung ihres Engagements aus. Es ist aber ebenso wichtig, ihnen im Laufe der gesamten Amtsperiode Rückmeldung zu geben und mehrheitlich getroffene Entscheidungen auch dann mitzutragen, wenn man selbst vielleicht anderer Ansicht ist. Das gehört auch in der Kirche zu demokratischen Entscheidungsprozessen dazu.
Rimbach/Hegmann