Kirchengemeinden als Ruhepol in unruhigen Zeiten

Dekanin Petra Hegmann spricht über Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft

Frankenberg/Bad Wildungen. Viele Menschen beklagen steigende Anforderungen im familiären und beruflichen Bereich. Sie fühlen sich müde und ausgelaugt. Manche sind mit der Fülle der Aufgaben auch überfordert. Das beobachtet auch Petra Hegmann. Als Dekanin ist sie Dienstvorgesetzte von fast 50 Pfarrern in 36 Gemeinden und viel unterwegs. Dabei kommt sie mit den Menschen vor Ort ins Gespräch. Ihr Einsatzgebiet reicht von Dehringhausen im Norden bis nach Schiffelbach im Süden, von Rengershausen im Westen bis nach Mandern im Osten. Sie spürt auch Verunsicherung. „Die Flüchtlingskrise und die Herausforderung, Menschen mit anderem kulturellen und religiösen Hintergrund zu integrieren, fordert viel. Oft treffen verschiedene Wertevorstellungen aufeinander. Alte Rezepte, eine solche Herausforderung zu bewältigen, funktionieren nicht mehr.“

 

Der Glaube als festes Fundament

 

Da sei es gut, zu wissen, auf welchem Fundament man steht. Die Dekanin ist sich sicher: „ Kirchen sind Ruhepole in unruhigen Zeiten. Die Gottesdienste sind ein Ort, an dem Menschen aufatmen und neue Impulse für ihren Alltag bekommen können.“ Oft komme man hier oder auf Gemeindeveranstaltungen miteinander ins Gespräch, könne sich über seine Ängste und Befürchtungen austauschen. Das ist für Petra Hegmann wichtig. „Schon der bloße Austausch wird oft  als Bestärkung erlebt. Menschen erfahren, dass sie mit ihren Fragen und Befürchtungen nicht allein sind. Manche werden dadurch ermutigt, genau hinzusehen: Nicht jeder Flüchtling ist ein potentieller Attentäter oder möchte das Christentum zugunsten des Islam zurückdrängen. Manche werden ihres eigenen Glaubens wieder stärker bewusst und halten christliche Werte hoch. Sie setzen sich ein für Glaubensfreiheit und Toleranz, grenzen sich aber auch  deutlich ab von Angriffen auf unseren Rechtsstaat oder von der Intoleranz gegenüber Christen. Sie beten für Gelassenheit im Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit und das Finden guter Lösungsansätze.“

 

Zusammenschlüsse sind ein Thema

 

Doch auch vor der Kirche mache der gesellschaftliche Wandel keinen Halt. Immer weniger Kirchenmitglieder vor Ort bedeute zwangsläufig auch, dass nicht mehr alle Angebote im gewohnten Maße aufrecht erhalten werden können. Schon jetzt gäbe es im Kirchenkreis Eder viele Gemeinden und Kirchspiele, die rechnerisch nur noch eine ¾ Pfarrstelle sind, aber als volle Stelle versorgt würden. Das könne so nicht bleiben. Zusammenschlüsse oder Kooperationen verschiedener Gemeinden seien da eine Option. Petra Hegmann gibt zu, dass das nicht immer leicht ist: „Die Gemeinden, die sich bereits zusammengeschlossen haben, müssen jetzt überlegen, wie sie die Gemeindearbeit in Zukunft gestalten. Eine besondere Herausforderung sind dabei die Gottesdienste. Es ist Pfarrerinnen und Pfarrern nicht zuzumuten, jeden Sonntag drei bis vier Gottesdienste zu feiern. Hier sind  aus meiner Sicht Veränderungen nötig.“ Auch die Frage nach dem Erhalt oder der Aufgabe von Pfarr- und Gemeindehäusern werde die Kirchengemeinden weiter beschäftigen. Diese Diskussionen seien nicht einfach und oft mit Emotionen behaftet. Hegmann: „Damit müsse wir offen, aber auch nüchtern umgehen. Das Wichtigste sind nämlich nicht unsere Gebäude, sondern das Leben, das sich darin abspielt. Wenn Gebäude nicht mehr zu bezahlen sind und sich das Gemeindeleben auch in anderen Räumen abspielen kann, sollten wir auf neue Lösungen zugehen.“

 

Geistliches Leben stärken

 

Bei allen Herausforderungen sei es jedoch wichtig, das geistliche Leben zu stärken und über den evangelischen Glauben zu reden. Petra Hegmann ist sich sicher: Unser Glaube ist Lebenshilfe. Was zählt, ist die Umsetzung des christlichen Programms: Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst. Dazu sind wir Kirche vor Ort.“

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