Kirchenkreis trauert um Ulrike Tetzer

Bezirkskantorin nach langer Krankheit gestorben

Der Kirchenkreis Eder und die Evangelische Kirchengemeinde in Bad Wildungen trauern um Bezirkskantorin Ulrike Tetzer. Sie trat am 1. April 2006 in den Dienst als Kantorin in Bad Wildungen. Ulrike Tetzer verstarb am 28. Juni 2020 nach schwerer Krankheit. 

Die Aufgabe im Kantorat der Kirchengemeinde nahm sie in vielfältiger und engagierter Weise wahr. Sie organisierte großartige Konzerte mit der Wildunger Kantorei (2010) das Weihnachtsoratorium zusammen mit der Wildunger Musikwerkstatt und Werner A. Friedrich, die Messe solenelle von Louis Vierne (2011), die Markuspassion (2014) von Keyser, die Kantate „Jesu meine Freude (2016). Ihr letztes größeres Konzert war die Adventsmusik im Dezember 2019 mit der Bachkantate „Nun komm der Heiden Heiland“. In ihren Konzertaktivitäten nutzte sie viele Kontakte zu renommierten Musiker*innen und Solisten*innen in der Region. Die Kantorei hat in vielen Gottesdiensten und zu besonderen Anlässen das gemeindliche Leben bereichert. Musik war im Hause Tetzer immer auch Familiensache, in der Kantorei wie im Posaunenchor waren Friederike und Andreas schon von klein auf dabei.

 

Das Programm der klassischen Kirchenmusik in Bad Wildungen hat sie intensiv bedacht, dabei war ihr mit Orgel-, Chor- und Bläsermusik die Vielfalt wichtig. Mit ihrem Anspruch auf Qualität hat sie die Kantorei und alle mit ihr Musizierenden gefordert und gefördert. Sie hat Beziehung zu international aktiven Muszierenden gesucht wie Duo Zia, Marek Stefanski (Orgel) und auch viele Kontakte zu Kollegen*innen aus dem näheren Umfeld genutzt, die das kirchenmusikalische Leben in Bad Wildungen bereichert haben.

Die wöchentliche Veranstaltung „Musik in der Stadtkirche in Bad Wildungen“ hat sie organisiert und häufig das Programm auf vielfältige Weise – besonders gerne an der Orgel – selbst gestaltet.

 

Freitag abends hatte Ulrike Tetzer immer einen Termin: Sie leitete mit großem Engagement den Posaunenchor Bad Wildungen. Viele feste Termine im Kirchenjahr hat der Posaunenchor musikalisch begleitet – besonders gerne das Weihnachtsliederwunschsingen als Aktion der umliegenden Posaunenchöre – unter ihrer Leitung. Die Probenarbeit hat sie mit viel fachlichem Geschick durchgeführt. Den gemütlichen Teil hat sie dann mit den Bläsern gerne genossen. Darüber hinaus hat sie den Jungbläserunterricht koordiniert und Kreisproben mit begleitet. 

 

Die Sanierung der großen Orgel in der Stadtkirche (2011), der Friedenskirche (2015) und in der Katharinenkirche in Mandern (2015) hat sie fachkundig, auch im Fundraising, begleitet. Ein „Renner war das Wildunger Orgelkochbuch“ nach einer Idee von ihr – damit man am Sonntag nach dem Gottesdienst noch schnell etwas Leckeres auf den Tisch zaubern kann. Das Rezept für den „Orgeleintopf“ stammt von ihr. 

 

2011 initiierte Sie das Singepatenprojekt in der evangelischen Kindertagesstätte Friedenskirche. Die Jüngsten mit dem traditionsreichen Liedergut in Kontakt zu bringen war ihr Anliegen. Dabei halfen viele Kantoreimitglieder mit.

 

Im Kirchenkreis organisierte Ulrike Tetzer vier große „Klangreisen“, im fusionierten Kirchenkreis Eder ab 2015 in Zusammenarbeit mit den Frankenberger Kollegen Daniel Gárdonyi und seinem Nachfolger Nils-Ole Krafft. Bei diesen wurden ein Jahr lang besonders aufwändige musikalische Gottesdienste einmal pro Monat gefeiert, jeweils in einer anderen Kirche. Dabei war es ihr ein besonderes Anliegen die örtlichen Kirchenchöre, Musikgruppen und besonders auch die Organisten*innen einem breiten Publikum bekannt zu machen. Höhepunkte waren Bachkantaten zum Mitsingen z.B. 2015 in Frankenau.

Im Kirchenmusikerkonvent des Kirchenkreises nahm sie die Anliegen der Chorleiter*innen und Organisten*innen auf, stellte neue Literatur für den täglichen Gebrauch in den Kirchengemeinden vor, organisierte Orgelfahrten und unterstütze die regionale kirchenmusikalische Arbeit. Sorgenvoll betrachtete sie den mangelnden Nachwuchs im Bereich der Chorgesang, Posaunenchor und Organistendienst. Hier engagierte sie sich leidenschaftlich.

 

Der Zustand der Orgeln in den vielen Kirchengemeinden im Kirchenkreis lag ihr sehr am Herzen. Hier hat sie intensiv mit den Orgelbauern und den Orgelsachverständigen der Landeskirche zusammengearbeitet. Sie hat dabei immer Lösungen angestrebt, die auch für die ländlichen Gemeinden passend waren. Kleinere Reparaturen hat sie nicht selten selbst übernommen. Sie hat mit ihrem Sohn Andreas ein Verzeichnis aller Orgel im Kirchenkreis der Eder aufgestellt mit umfangreichen Beschreibungen der Registratur. So konnten sich auch Konzertorganisten einen Überblick über das Instrumentarium verschaffen. 

Im Kirchenkreismusikausschuss hat sie an der umfangreichen Überarbeitung des Rahmenplans Kirchenmusik für den Kirchenkreis im Jahr 2015 gearbeitet. Ihr lag die Stärkung der örtlichen Musikgruppen, die unter Nachwuchsmangel zu leiden hatten, am Herzen. Sie stand gerne für Besuche und fachliche Unterstützung zur Verfügung. Im Kirchenmusikerkonvent des Kirchenkreises hat sie sich der Sorgen und Nöte der Musiker*innen, besonders der Organisten*innen angenommen.

 

Im hauptamtlichen Kirchenmusikkollegium der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck war Ulrike Tetzer eine respektierte Persönlichkeit. Sie war fähig zur „klaren Ansage“ und setzte sich leidenschaftlich für die Kirchenmusik ein. Sie war eine, die verwurzelt war in der Gemeinde und im Kirchenkreis und die aus der Perspektive mit kräftiger Stimme Impulse setzte.

 

Wir verlieren mit Ulrike Tetzer eine engagierte Musikerin. Wir werden ihr wunderbares Musizieren, ihren tatkräftigen Einsatz, Rat und ihre Leidenschaft für die Musik, nicht zuletzt auch ihre Freundschaft vermissen. 

 

Für die Landeskirche und den Kollegen*innenkreis Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum

 

Für den Kirchenkreis Dekanin Petra Hegmann, für die Kirchengemeinde Pfarrer Hubertus Marpe

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