Haina. Wie haltet ihr’s mit der Reformation? Was ist bei euch los? Welche Ideen können wir übernehmen? Das waren die Grundfragen, mit denen der Kirchenkreis der Eder an seine Feier des Reformationsjubiläums heranging. Es ging weniger um Rückschau als um die Umschau, wie die Gemeinden, Einrichtungen und Organisationen des Kirchenkreises heute Kirche gestalten. Für Dekanin Petra Hegmann ist das Jubiläum die Frage danach, wie heute die Botschaft des Evangelium ausgerichtet wird. Und dabei hatte der Kirchenkreis einiges zu bieten.
Am vergangenen Freitag begannen die Feierlichkeiten unter dem Motto „Neues entdecken“. 350 Besucher begegneten sich im Kreuzgang des Klosters Haina und kamen miteinander ins Gespräch. Dabei schlenderten sie über den Markt der Möglichkeiten, auf dem sich Gemeinden und Einrichtungen präsentierten. Interessante Einblicke in das Gemeindeleben wurden geboten, daneben gab es zahlreiche kulinarische Angebote. Peter Grohme, von der Fachstelle Arbeitswelt der Landeskirche, freute sich über reges Interesse an der übergemeindlichen Arbeit. Ebenso erging es der Evangelischen Jugend des Kirchenkreises. Als 40 Sänger und 50 Bläser aus dem Kirchenkreis Stücke von Vivaldi und Händel musizierten, waren die Menschen in der vollbesetzen Klosterkirche begeistert. Und viele blieben dann noch zu der stimmungsvollen Lichterkirche mit Gesängen aus Taizé.
„Gemeinsam feiern“ war das Motto des Samstags. Wieder war der Markt der Möglichkeiten aufgebaut. Der Geruch von Würstchen zog durch den Kreuzgang. Viele versorgten sich bei den Landfrauen mit Kaffee und Kuchen. Gleichzeitig galt es sich zu entscheiden, ob man den Vorträgen von Pfr. Reinhard Brand über das Verhältnis von Altem und Neuen Testament und von Manfred Albus über das Kloster Haina vor und nach der Reformation lauschen wollte. Die Alternative war die sehens- und hörenswerte Offene Bühne in der Winterkirche, auf der sich die musikalischen Gruppen der verschiedenen Gemeinden präsentierten. In einem Kinder- und Jugendprogramm vor der Kirche flogen in einem Zelt „Valsche Fögel“ mit Pfr. Peter Dietrich.
Und dann gab es das Zusammentreffen, das es nie gab. Hans-Jörg Finger und Konrad Schullerus ließen die Reformatoren Johannes Calvin und Martin Luther in einer Disputation aufeinandertreffen. Reformatorisch mit einem Blick in die Gegenwart war das Spiel der Theatergruppe Böhne mit Szenen aus der Reformation. Ganz gegenwärtig war dann das „Erste Allgemeine Babenhäuser Pfarrer (!) Kabarett“, das die digitalen Nöte heutiger Pfarrer schilderte, die im Tausch gegen Hilfestellungen bei Facebook ihren Konfirmanden das Auswendiglernen des Glaubensbekenntnisses erlassen. Über anhaltenden Applaus durfte sich auch die Evangelische Jugend freuen, die unter Leitung von Jenny Heise auf einer eigenen Bühne das Musical „An der Arche um Acht“ aufführte.
„Begeistert weitergehen“ lautete das Motto des dritten Festtages. Noch einmal wurde es am Sonntag beim Abschlussgottesdienst und beim anschließenden Ausklang des Festes im Klostergarten voll auf dem Gelände. Petra Hegmann, Dekanin des Kirchenkreises, freut sich über ein gelungenes Fest, bei dem Ausgelassenheit und Lebensfreude spürbar gewesen seien. „Die Menschen haben über den Tellerrand ihrer eigenen Gemeinde hinausgeschaut und mitbekommen, was an anderen Orten schon funktioniert.“ Und Pfarrer Jörn Rimbach, Öffentlichkeitsbeauftragter des Kirchenkreises, ergänzt, dass der Kirchentag eine gelungene Veranstaltung gewesen sei. Menschen aus den unterschiedlichen Regionen des Kirchenkreises seien zusammengebracht worden. Auf dieser Basis möchte der Kirchenkreis begeistert weitergehen. (26.06.2017)
(Karl-Günther Balzer)