Frankenberg/Bad Wildungen Zweimal im Jahr besucht die Bischöfin der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) einen Kirchenkreis auf dem Gebiet ihrer Landeskirche. Bei dieser Visitation informiert sie sich über die Arbeit vor Ort und kommt mit den Menschen ins Gespräch. Dabei werden sowohl die kleinen Themen wie die Zusammenarbeit in der Gemeinde als auch um die großen Zusammenhänge - der Umgang mit dem Rückgang der Mitgliederzahlen oder die zukünftige Gebäudestrategie beleuchtet. Vom 27. bis 29. August war Bischöfin Beate Hofmann im Kirchenkreis Eder unterwegs. Dabei konnte sie sich gemeinsam mit Propst Dr. Volker Mantey und Dekanin Petra Hegmann ein Bild über die vielfältigen Herausforderungen, aber auch gelungenen Projekten in der Region machen. Die Visitation startete am Mittwoch mit einem Abendmahlsgottesdienst und einer anschließenden Konferenz, zu der neben den Pfarrerinnen und Pfarrern auch die Jugendmitarbeitenden und die Regionalsekretärinnen eingeladen waren. Dabei kamen die hauptamtlichen Mitarbeitenden zu der Fragestellung "Wo ist unser Potential, wo sehe ich Herausforderungen und wie können diese Herausforderungen bewältigt werden" miteinander ins Gespräch. Die Bischöfin zeigte sich beeindruckt: "Vieles ist hier in Bewegung, es gibt aber auch Zerreißproben zwischen Bewährtem und Neuen, Tradition und Aufbruch. Hier braucht es viel Aushandeln und Beharrlichkeit", sagt Hofmann. Am Nachmittag informierte sich die Bischöfin über die Arbeit im Kooperationsraum Bad Wildungen-Edertal und die wachsende Zusammenarbeit in der Region. Nach einem Gespräch mit den Kurseelsorgenden und der Würdigung dieses regional wichtigen Arbeitsbereiches besuchte Beate Hofmann das offene Singen der Kurseelsorge Reinhardshausen und diskutierte nach einem Impuls zum Thema "Zusammenhalten statt Zusammenbrechen" mit den Kurgästen und Gemeindemitgliedern.
Schwerpunkt des Besuchs am Donnerstag war die Region Frankenberg und Kellerwald-Bunstruth. Hier ging es auch um den notwendigen Wandel in der Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden. Durch rückgehende Mitgliederzahlen und immer größer werdende Gebiete, die versorgt werden müssen, komme es zwangsläufig auch zu einem Rückgang der Gottesdienste. "Zukünftig werden wir nicht mehr jeden Sonntag an jedem Ort einen Gottesdienst durch eine Pfarrerin oder einen Pfarrer anbieten können", sagt Hofmann. Trotzdem sei sie zuversichtlich. Es gehe darum, neue Modelle auszuprobieren und dafür zu sorgen, dass Menschen auch weiterhin die Möglichkeit haben, einen Gottesdienst zu besuchen. Hier wandele sich generell die Bedeutung. Gottesdienste zu besonderen Anlässen werden für die Menschen immer wichtiger. Hier und auch generell gelte es, "sich ehrlich zu machen im Blick auf notwendige Veränderungen und entsprechende Entscheidungen", so die Bischöfin.
Wie wichtig Vernetzung ist, erlebte die Bischöfin anschließend in Haina. Spielerisch knüpfte sie mit den Pfarrerinnen und Pfarrern und der Jugendarbeiterin ein Netz zwischen den verschiedenen Personen und Institutionen vor Ort und informierte sich über die vielfältigen Angebote der Gemeinden. Dabei war ihr der Blick auf Zeitresourcen wichtig. Ohne eine intensive Zusammenarbeit sei zukünftig vieles nicht mehr möglich. Das müsse auch den Gemeinden vermittelt werden, um alle mitzunehmen. Die geplante Digitalisierung der Verwaltung sei hier ein erster Schritt, um Arbeitsabläufe zu vereinfachen. Trotzdem: "Die hier erlebte Fülle ist reizvoll und anstrengend, es ist eine Herausforderung, klug damit umzugehen, damit es auch zukünftig schaffbar ist", sagt Hofmann.
"Tierisch gut" war der anschließende Besuch bei Vitos Haina. Nach einem Gespräch mit dem ärztlichen Leiter Prof. Dr. Florian Metzger und Klinikseelsorgerin Sabrina Niemeier über die Bedeutung der Seelsorge für den Heilungsprozess und die Herausforderungen, die sich im Klinikalltag stellen, lernte Hofmann den Arbeitsbereich der tiergestützen Therapie kennen und war mit einem Lama unterwegs.
Musikalisch startete der Freitag. Bei einer Konzertandacht ging es bei Musik von Bezirkskantor Nils-Ole Krafft an der Orgel und Larissa Niederquell an der Oboe auch um das ehrenamtliches Engagement für Kirche und Gesellschaft. Wie wichtig dieses Engagement ist, erläuterte Christiane Trierweiler am Beispiel der Orgelsanierung in Freienhagen. Hier sei es der Gemeinde gelungen, innerhalb von zwei Jahren die notwendigen Geldmittel zu sammeln und in zehn Monaten 12.000 Euro einzusammeln. So konnte man die Sanierung noch in diesem Jahr abschließen. Dieses Engagement lobte auch Bezirkskantor Nils-Ole Krafft. Er betonte die Bedeutung der Kirchenmusik für die Region und die Leuchtturmfunktion, die von ihr ausgehe. Besonders die Konzerte an vielen Standorten im Kirchenkreis zeigten die kulturelle Bedeutung der Kirchen und seien wichtig für ein positives Bild in der Gesellschaft.
In einem anschließenden Gespräch im Kooperationsraum Vöhl-Waldeck wurden exemplarisch die Schwerpunkte der Jugendarbeit aufgezeigt, die auch überregional eine große Bedeutung hat. Besonders durch das Engagement der Ehrenamtlichen und Jugendlichen, die mit Begeisterung ihre Arbeit und Kirche vor Ort leben und in einer Region mit großer Ausdehnung gestalten, sei Kirche hier sichtbar. Das konnte Bischöfin Beate Hofmann auch am Abend erleben. Mit einem "Satt und Selig-Dinner-Gottesdienst" der evangelischen Jugend endete der Besuch der Bischöfin in der Region. An langen Tischen, die im Chorraum der Liebfreuenkirche in Frankenberg aufgestellt waren, kamen die Jugendlichen bei einem Abendessen an mehreren Stationen miteinander ins Gespräch und unterhielten sich mit der Bischöfin, was sie selber "satt und selig" macht und wonach sie noch hungern. So entstand ein konstruktiver Austausch über das, was die Jugendlichen brauchen.