Affoldern. Propst Helmut Wöllenstein hatte keine Bezüge zu Fahrrädern in der Bibel gefunden. Aber von Eseln ist dort ja häufig die Rede. Und so legte er seiner Ansprache zwar keinen konkreten Bibeltext zu Grunde, sondern schwärmte von den überaus schönen Eindrücken, die er an diesem Morgen auf dem Kirchenradweg an der Eder gesammelt hatte. Mit allen Sinnen die Schöpfung erfahren, das gehe auf dem Fahrrad sehr viel besser als mit einem Motorrad oder Auto, stellte der passionierte Radfahrer Wöllenstein fest. Sein Fazit: „Ich habe es sehr genossen, so Gottes Schöpfung zu erfahren!“
Am vergangenen Samstag (12.5.) wurde der „Kirchen am Eder Radweg“ mit einer Sternfahrt und einem Fest an der Kirche von Affoldern eröffnet. Wöllenstein war von Vöhl dorthin geradelt. 25 weitere Fahrradfahrer waren mit ihm zusammen auf dieser wohl anspruchsvollsten Route unterwegs gewesen. Zwei weitere Gruppen waren in Mandern und Kirchlotheim gestartet. Es waren schließlich 200 Menschen, die an und in der Kirche von Affoldern eintrafen.
Mit einer Andacht eröffneten Propst Wöllenstein und Dekanin Petra Hegmann das Fest. „Dieser Radweg ist auch als Pilgerweg angelegt“, erläuterte Hegmann das eigentliche Ansinnen des Projektes. 14 Kirchen entlang des Weges sind jetzt tagsüber geöffnet. Sie seien Orte der Stille, zum Ausruhen, zum Aufatmen – Orte um die Seele baumeln zu lassen. Dabei erzählen sie ihre Geschichte. Auf einer Info-Konsole im Eingangsbereich finden sich Texte zum Hören und Lesen: Informationen über die Kirche werden gegeben, Texte zum Nachdenken und Meditieren, Orgelmusik und ein Rätsel für die Kinder, das am Ort gelöst werden kann.
Hinter all dem steht die Initiative von Nina Wetekam, die das Projekt zusammen mit den Pfarrerinnen und Pfarrern der 14 Kirchen und der Edersee Touristic entwickelt und koordiniert hat. Ausdrücklich ermutigte Wetekam die Besucherinnen und Besucher, die Multimedia-Konsolen selbst auszuprobieren und darüber die jeweilige Kirche zu entdecken. Die Pfarrerinnen und Pfarrer der beteiligten Gemeinden, die die Texte auf den Konsolen gesprochen haben, werden in regelmäßigen Abständen neue Informationen und Andachten aufsprechen, so dass sich ein Wiederkommen lohnt.
Herzliche Grüße und Glückwünsche überbrachten der Landrat des Landkreises Waldeck-Frankenberg, Dr. Reinhard Kubat und Klaus Gier, Bürgermeister der Gemeinde Edertal, auch im Namen seiner Amtskollegen. Beide würdigten die gute Zusammenarbeit von Kirche und Kommunalpolitik bei diesem, sogar im europäischen Raum, äußerst innovativen Projekt. Gemeinsam durchtrennten sie zusammen mit Wöllenstein, Hegmann und Wetekam ein Band im Eingang der Kirche und übergaben so den „Kirchenradweg an der Eder“ seiner Bestimmung.
(Karl-Günther Balzer)