Nicht nur Klagen, auch Bestärkung

Kirchenkreissynode tagt in Frankenau

von Karl-Hermann Völker

Der Kirchenkreisvorstand des Kirchenkreises Eder mit Kirchenkreisamtsleiter Phillip Immel (Foto: Karl-Hermann Völker)
Der Kirchenkreisvorstand des Kirchenkreises Eder mit Kirchenkreisamtsleiter Phillip Immel (Foto: Karl-Hermann Völker)

Frankenau – Der Wandel in Gesellschaft und Kirche, zurückgehende Mitgliederzahlen und engere finanzielle Spielräume betreffen auch den evangelischen Kirchenkreis Eder, zwingen zu neuen Konzepten und gemeindeübergreifenden Kooperationsräumen. Dies sei Herausforderung und Chance zugleich, meinte Dekanin Petra Hegmann, als sie der in der Kellerwaldhalle von Frankenau tagenden Frühjahrssynode den Bericht des Kirchenkreisvorstandes vorlegte. „Also lassen Sie uns nicht nur über weniger Gemeindemitglieder und weniger Pfarrer klagen! Lassen sie uns beherzt und im Vertrauen auf den Heiligen Geist fragen, wie wir den Wandel gut gestalten!“

 

   Die Thematik „Wandel“ bestimmte immer wieder die Inhalte der dreistündigen Sitzung der Kirchenkreisdelegierten: Die Vakanzquote der Pfarrstellen sei derzeit hoch, berichtete Dekanin und verwies auf die unbesetzten Stellen in Frankenberg 3, Bergheim, Röddenau-Haine, Hohes Lohr im Kellerwald, im Kirchspiel Wiesenfeld und ab 1. Mai auch in Vöhl. Deshalb werde in einiger Regionen bereits gemeindeübergreifend mit gemeinsamen Schwerpunkten kooperiert, was allerdings manchmal auch „Abschied von liebgewonnenen Arbeitsweisen und gewachsenen Strukturen“ bedeutete. Die regionalisierte Jugendarbeit im Kirchenkreis sei ein gutes Beispiel dafür und Erfolgsmodell, bekräftigte Petra Hegmann.

 

   Man setze künftig auch noch stärker auf die Profilierung der Ämter und Berufe, versuche Menschen in „Laboratorien“ im Haupt- und Ehrenamt mit unterschiedlichen Berufen und Kompetenzen zur „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ zu gewinnen. „Wenn Sie Lust haben, zu den Veränderungen in Ihrer Region mit externer Unterstützung neue Wege zu gehen, melden Sie sich bitte zeitnah bei mir“, lud die Dekanin ein.

 

   Zum Wandlungsprozess im Kirchenkreis Eder gehört ebenfalls, wenn auch äußerlich kaum deutlich sichtbar: Das Finanzvolumen des Doppelhaushalts 2024/2025 mit einem Jahresvolumen von je rund 3 Millionen Euro bleibt zwar konstant und ausgeglichen, wird aber nur möglich durch Abschmelzen der Rücklagen, wie Philipp Immel, neuer Leiter des Kirchenkreisamtes in Korbach, in seinem ausführlichen Finanzbericht erläuterte. Größten Anteil bei den Personalkosten nimmt die Jugendarbeit mit rund 600 000 Euro ein. Bestärkt wurde dieses Konzept durch den Vorsitzenden des Finanzausschusses des Kirchenkreises, Peter Materna (Geismar), und die anschließende Verabschiedung des Doppelhaushalts bei nur einer Stimme Enthaltung. 

 

   Nicht nur Klagen, sondern große Nüchternheit und auch bestärkende Perspektiven für Erhalt und Möglichkeiten der gemeinsamen Nutzung habe das Gebäudeforum in Reinhardshausen ergeben, erklärte Dekanin Hegmann (unsere Zeitung berichtete). Sie stellte den Fahrplan für das Gebäudekonzept im Pilot-Kirchenkreis Eder vor: Alle Kirchengemeinden haben zu ihren Gebäuden Fragebögen bekommen, die bis zum 31. März an die Lenkungsgruppe zur Auswertung gegeben werden sollen. Zum 31. Mai wird aus den Ergebnissen ein „Ampelsystem“ erarbeitet „im Bewusstsein, dass die Entscheidungshoheit über die Gebäude bei den Kirchenvorständen liegt. Auf der Kreissynode können wir nur darüber entscheiden, welche Gebäude noch zuweisungsberechtigt sind“, so Hegmann.

 

   Positive Rückmeldungen gab es in der Synode von Manfred Albus (Frebershausen) zum Projekt der Landeskirche „7 Jahre – 700 000 Bäume“. Pro Kirchenmitglied solle bei Pflanzaktionen von Gemeinden, Chören, Kitas, Schulen und anderen Gruppen je ein Baum gepflanzt werden – 40 000 seien es schon bisher bei 34 Aktionen geworden.

   Erster Kreisbeigeordneter Karl-Friedrich Frese, den Präses Hubertus Marpe (Bad Wildungen) als Vertreter des Landkreises in der Kreissynode begrüßte, ermutigte noch einmal bei den verbleibenden kirchlichen Gebäuden zur Kooperation mit kommunalen Partnern. Auch im sozialen Bereich sei die Zusammenarbeit von Kirche und Kommunen bereits sehr eng, betonte Frese und schilderte insbesondere die Situation im Jugend- und Sozialbereich, wo sich die Zahl der Gefahrenmeldungen im Landkreis von 2022 bis 2023 mehr als verdoppelt habe.

 

   Die Synodentagung war mit einer Andacht von Pfarrerin Romy Rimbach (Edertal-Kleinern) eröffnet worden. Aus der Landessynode berichteten Marina Pleger (Buchenberg) und Pfarrer Jan Friedrich Eisenberg. Er war dort zwölf Jahre lang Delegierter des Kirchenkreises Eder und wurde jetzt mit Dank von Präses Marpe verabschiedet, weil er im Mai seine Stelle als Dekan im Kirchenkreis Hofgeismar-Wolfhagen antritt. 

  

Personalakten werden untersucht 

 

Lob und Bedauern brachte der Propst des Sprengels Marburg, Dr. Volker Mantey, den Delegierten der Kirchenkreissynode in Frankenau mit: Er sei stolz darauf, dass so sich viele Menschen aus Kirchengemeinden und die Diakonie auch in Waldeck-Frankenberg den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus angeschlossen hätten, sagte er. „Wir bringen damit um Ausdruck: Die Botschaft von der Liebe Gottes ist mit rechtsextremer Propaganda und politischer Hetze nicht vereinbar!“  

 

   Er hoffe, „dass sich alle diese Menschen am 9. Juni wieder auf den Weg machen. Denn dann ist Europawahl“, sagte Mantey. „Sorgen Sie in Ihren Gemeinden dafür, dass der Wille nicht erlahmt, sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen!“

 

   Bedrückend und beschämend seien die Ausmaße des Versagens, die die Forum-Studie der evangelischen Kirche zu sexualisierter Gewalt ergeben hätte, bedauerte der Propst. „Auch unsere Landeskirche hat versagt.“ Es gelte nun von Verantwortlichen auf allen Ebenen der Kirche, dass das Leid der Betroffenen anerkannt und das Unrecht klar benannt werde. Die Landeskirche habe der Studie 34 Fälle gemeldet, aber keine Personalakten wegen juristischer Bedenken weitergegeben. Es seien aber jetzt sieben Kommissare eingesetzt worden, die in den Personalakten weiter und unabhängig ermitteln sollen. 

 

   Man werde in der Kirchenleitung dienstrechtlich künftig auch gegen Sachverhalte vorgehen, die keine strafrechtliche Relevanz hätten oder verjährt seien. Auch würden Informationen über Verdachtsfälle bei Stellenwechsel an andere kirchenleitende Personen weitergegeben. „Und wir werden in Disziplinar- und Personalakten künftig wesentlich mehr dokumentieren als früher“, versprach Dr. Mantey.

 

   An Betroffene gewendet forderte der Propst auf: „Melden Sie sich bei den Hilfetelefonen oder nehmen Sie Kontakt mit unserer neuen Beauftragten, Pfarrerin Sabine Kresse, oder mir auf!“ 

 

   Auch in den Gemeinden des Kirchenkreises Eder werden derzeit Schutzkonzepte mit Risikoanalysen, Verhaltenskodex und Beantragung von polizeilichen Führungszeugnissen erarbeitet.

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