Bad Wildungen. Eine Gemeinschaft herstellen und leben, in der niemand allein gelassen wird. Das sei Aufgabe der Kirchengemeinden, sagte Pfarrer Christof Hartge in der Predigt zu Beginn der Herbstsynode des Kirchenkreises Eder am 8. November im Wildunger Martin-Luther-Haus.
Dieser Anspruch, der sich auch auf Menschen aus anderen Ländern auf der Suche nach Schutz vor Verfolgung erstreckt, spiegelte sich in den Beratungen wider. Zu Gast bei der Kreissynode war Landrat Dr. Reinhard Kubat, den Präses Adam Daume erfreut begrüßte. Stadträtin Petra Diederich überbrachte Grüße im Namen des Wildunger Magistrats.
Hilfsnetz zeigt Rote Karte für die ewig Gestrigen
Das Thema „Flüchtlinge“ beschäftige und bewege ihn gerade ganz besonders, unterstrich Kubat. Es bereite große Probleme, genügend Unterkünfte zu beschaffen, „wir hecheln von Woche zu Woche hinterher.“ Es gelte nicht nur, die Menschen unterzubringen, sondern ihnen auch Anerkennung und Respekt entgegenzubringen. Es sei erfreulich, dass es im ganzen Landkreis viele Menschen und Gruppen gebe, die bereit seien, zu helfen. Ein Netzwerk habe sich gebildet, das denen die Rote Karte zeige, die im ewig gestrigen verharrten.
Propst Helmut Wöllenstein (Marburg) verlangte ein verändertes Politik-Klima in Bezug auf die Aufnahme von Flüchtlingen. Die Flüchtlingspolitik, wie sie zur Zeit in Europa praktiziert werde, sei unmenschlich: „Hierzu kann und will die Kirche nicht schweigen, man erwartet von uns nicht nur Worte, sondern Taten.“ Der biblische Auftrag Liebe, Gerechtigkeit, Frieden solle erfüllt werden. Pfarrerinnen und Pfarrer könnten diese Aufgabe allerdings nicht auf Dauer alleine bewältigen: „Wir brauchen viel ehrenamtliches, qualifiziertes und selbstbewusstes Engagement.“
Weniger junge Leute studieren Theologie
Dekanin Petra Hegmann (Frankenberg) erstattete den Synodalen Bericht über die Arbeit des (neuen) Kirchenkreises.Pfarrer Jörn Rimbach aus Kleinern übernimmt zum 1. Januar in der Nachfolge von Pfarrerin Evelin Härlin die Arbeit der Kurseelsorge Reinhardshausen, nachdem Härlin Pfarrer Klaus George als Klinikseelsorger abgelöst hat. Ungeachtet von Krankenständen und Elternzeiten seien im Kirchenkreis alle Pfarrstellen besetzt, „eine für einen ländlichen Raum komfortable Situation in Zeiten, in denen sich der Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern bereits bemerkbar macht.“
Künftig stünden regionale Zusammenarbeit und regionale Pfarrkonferenzen auf der Agenda. Pfarrstellen zu kürzen oder zu streichen bleibe aktuell, weil es im Kirchenkreis etliche Kirchengemeinden gebe, die zwar mit vollen Pfarrstellen besetzt seien, aber rechnerisch keine volle Pfarrstelle mehr darstellten. Pfarrer Jan Friedrich Eisenberg (Vöhl) berichtete vor diesem Hintergrund von der Landessynode im März. Schon mangels Theologiestudenten könne manche Stelle vielleicht bald nicht mehr besetzt werden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Anteil der Frauen unter den Studierenden auf 60 Prozent gestiegen ist.
Petra Hegmann berichtete von der Reise einer Delegation zur Partnerkirche Borwa in Südafrika und kündigte den Besuch aus der Partnergemeinde Ost-Java fürs nächste Jahr an. Im Kirchenkreis sollten die Partnerschaften, die in den Regionen Frankenberg und Bad Wildungen verankert seien, voraussichtlich weiter gepflegt werden.
Diakonie-Pfarrer Klaus Fackiner erläuterte den Synodalen die Strukturen des Diakonischen Werkes Waldeck-Frankenberg, das vor 25 Jahren mit ein paar Stunden Suchtberatung in Korbach, einem Angebot der sozialpädagogischen Familienhilfe in Frankenberg und später Beratungsangeboten in Bad Arolsen und in Bad Wildungen seine Arbeit begann. Mitte der 90er-Jahre wurde ein Zweckverband mit den vier Kirchenkreisen als Verbindungsmitglieder gegründet. Inzwischen ist das Diakonische Werk Waldeck-Frankenberg ein Unternehmen mit 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dessen größter Arbeitsbereich die Suchtberatung ist: Dazu gehört die klassische Sucht- und Drogenberatung ebenso wie die ambulante Reha, die Suchtprävention und das ambulant betreute Wohnen für Suchtmittelabhängige; außerdem das Sonderprojekt „HALT“, eine Präventions- und Reaktionsmaßnahme zum Komasaufen Jugendlicher. Das Diakonische Werk mit einem Haushaltsvolumen 2014/1015 von 1,4 Millionen Euro unterhält Beratungs- und Betreuungsstellen in Korbach, Frankenberg, Bad Arolsen und Bad Wildungen.
Die Teilnehmer der Herbstsynode des Kirchenkreises Eder genehmigten den Verkauf des ehemaligen Verwaltungsgebäudes Auf der Burg 2 in Frankenberg an einen privaten Investor für 125000 Euro. Der Investor hat sich verpflichtet, einen sachgemäßen Umbau vorzunehmen, sodass der bisherige Mieter „Stiftung Hospital St. Elisabeth“ nach Fertigstellung das Gebäude weiterhin nutzen kann. Der Erlös aus dem Verkauf des Gebäudes soll in die Renovierung und Umgestaltung des Dekanats Auf der Burg 9 fließen.
Mit freundlicher Genehmigung von Werner Senzel (WLZ-FZ; HNA)