Röddenau. Bis zum Jahr 2026 will die Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck gegenüber dem
Haushalt von 2010 rund 46 Millionen Euro einsparen, um damit Verluste durch einen
bereits jetzt vorhandenen jährlichen Mitgliederrückgang von 1 bis 1,3 Prozent aufzufangen „Wir wollen aber trotzdem unsere Volkskirche qualitativ weiter entwickeln und vor Ort sichtbar bleiben. Dazu ist neues Denken notwendig", erklärte in Röddenau Pfarrer Dr. Volker Mantey (Spangenberg), Vorsitzender des landeskirchlichen Begleitausschusses. Er erläuterte bei der jüngsten Tagung der Synode des Kirchenkreises Eder die von der Landessynode im November verabschiedeten Sparbeschlüsse und Zeitpläne, die auch für die Kirchengemeinden in Waldeck-Frankenberg erhebliche Auswirkungen und Einschnitte bringen werden. Wo dieser Reformprozess
Strukturen verändern und Mittel einsparen soll, machte Dr. Mantey an fünf sogenannten „Korridoren" deutlich:
GEBÄUDE
Die Erhaltung und Sicherung der Kirchengebäude hat Priorität. Kirchen werden in
drei Kategorien eingeteilt und erhalten entsprechend abgestuft Mittel. Nutzung und Erhalt von Pfarrhäusern und Dienstwohnungen müssen neu geregelt werden. Räume
für Gemeindeleben bleiben in „finanzierbarem Rahmen" erhalten und werden häufiger
gemeinsam genutzt.
PERSONAL
Dr. Mantey: „Die flächendeckende pfarramtliche Versorgung der Gemeinden wird gewährleistet. Pfarrer bleiben nah bei den Menschen." Aber es wurde in Röddenau in der
Diskussion auch sichtbar: Es wird weniger Pfarrstellen, dafür "Pfarrstellenpools" der Kirchenkreise und „Kooperationsräume" von Haupt- und Ehrenamtlichen geben.
SONDERHAUSHALTE
Die Wahrnehmung kirchlicher Aufgaben (Kindergottesdienst, Schulen, Bildungsarbeit usw.) muss den sich verändernden Rahmenbedingungen angepasst werden - „Dies orientiert sich stärker nach dem jeweiligen Bedarf*, so Mantey. Ein neues Konzept für die Kirchenmusik wird derzeit erarbeitet.
DIAKONIE
Die regionale Diakonie soll weiter entwickelt werden. Auch hier sind Kooperationen angestrebt. Klare Absicht der Landeskirche: »Die Kindertagesstätten-Arbeit ist von den
Kürzungen ausgenommen"
VERWALTUNG
Die Verwaltungswege sollen überprüft werden, die sich ändernden Aufgabenfelder erfordern eine zukunftsweisende Personalplanung. "Die Anzahl der Pfarrstellen je Kirchenkreis soll im Jahr 2017 mindestens 25 und maximal 40 betragen", berichtete Mantey.
Io der von Präses Adam Daume (Bottendorf) geleiteten Diskussion wurde dieses Zukunftskonzept mehrfach kritisch beurteilt. Pfarrer Konrad Schullerus (Bottendorf) bezweifelte in einem Koreferat den Wert einer linearen Mitglieder-Prognose als Grundlage für die Spar-Komdore. Er befürchtet den Verlust von acht bis neun Pfarrstellen im
Kirchenkreis Eder.
Quelle: HNA, Autor: Karl-Hermann Völker. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.